Präsentationstechnik 3.0 – Wie werde ich zu einem erfolgreichen Präsentator, der die Zuhörer begeistert? „Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ Antoine de Saint-Exupery Präsentieren zu können ist heute eine Standardanforderung für Mitarbeiter genauso wie für Führungskräfte. Es war auch noch nie so leicht, eine gute Präsentation zu erstellen wie heute. Präsentationssoftware wie powerpoint oder prezi ist leicht verfügbar und gehört praktisch zur Standardausstattung jedes PCs.
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Wieso gibt es trotzdem so viele schlechte Präsentationen? Weil es nicht so einfach ist, … die Sehnsucht nach dem Meer zu wecken… Es ist viel leichter aufzulisten, wo man Holz bekommt, was es kostet und Menschen anzuleiten, welchen Teil des Schiffes sie bauen müssen, anstatt ihnen die Schönheiten des Meers begreiflich zu machen. Was machen gute Präsentatoren anders? Das beginnt schon beim Präsentationsziel. Wenn ich etwas präsentieren möchte, möchte ich etwas vermitteln und erreichen, dass meine Zuhörer meine Message hören, ernstnehmen und auch etwas tun. Idealerweise das, was ich gerne möchte. Das bedeutet - der Präsentator steht im Mittelpunkt, nicht seine Folien. Die Message ist es, was zählt, nicht der Text auf den Slides. Was zeichnet die Stars der Präsentationsszene aus? Sie schaffen es, mit wenigen Worten und starken Bildern Geschichten zu erzählen, die berühren und bewegen. Sie treffen die Sprache der Zielgruppe, geben die Messages, die die Zielgruppe hören kann, und sie setzen auf den „STAR“ Moment, (STAR = Situation to always remember“) der auch noch lange nach Ende der Präsentation im Gedächtnis bleibt. Wer kann sich zum Beispiel nicht mehr an die Szene bei der Präsentation des neuen Apple Air von Steve Jobs erinnern, als er aus einem „Hauspostkuvert“ das neue Gerät herauszog. Die Fotos gingen um die Welt. Steve Jobs hat seine Pointe gesetzt, und die Kunden stürmten die Geschäfte. Was braucht es, um selbst auch zum Präsentations-Star zu werden? Ein Präsentator muss wissen, was er dem Publikum sagen möchte und was er von seinem Publikum will. Der Kreativprozess, eine Präsentation zu erstellen, beginnt lange bevor man sich an den Computer setzt, um seine Slides zu „basteln“. Der Kunde ist bei uns König
Wer ist mein Publikum? Was braucht mein Publikum, um meine Idee zu verstehen? Wie kann ich mein Publikum am besten erreichen? Wie ist mein Publikum segmentiert? Welches Wissen hat mein Publikum von dem Thema, über das ich sprechen möchte?
Das sind die wesentlichen Fragen, auf die es gilt, Antworten zu finden, wenn man mit der eigenen Präsentation Erfolg haben möchte. Wir vermitteln Ideen: Ideen kann man am besten vermitteln, wenn man Geschichten erzählen kann. Wenn diese noch einen persönlichen Konnex zum Präsentator bieten, umso besser. Meine Geschichte ist es, die die Leute von den Stühlen reißt oder in den ungesunden ppt-Schlaf versetzt. Die Slides sollten meine Aussagen unterstützen und die nötigen visuellen Reize schaffen. Als Präsentator muss ich wissen, worüber ich spreche. Es ist meine Geschichte. Das, was an Zahlen, Daten und Fakten dazu nötig ist, habe ich im Kopf oder auf meinen Notizen, das steht NIEMALS auf meinen Slides. Ich möchte, dass mir mein Publikum zuhört und nicht dadurch abgelenkt ist, dass es die Slides hinter mir zu lesen versucht, während ich spreche. „Death by Powerpoint“ entsteht vor allem dann, wenn die Präsentatoren glauben, jedes Detail auf die Folien packen zu müssen, damit sie nichts vergessen oder um auf Fragen der Zuhörer antworten zu können. Meisten ist dieser Gedanke noch damit gepaart, dass die Präsentatoren sich dann regelmäßig selbst überzeugen wollen, ob sie „eh nichts vergessen haben“, was sich dahingehend äußert, dass ihr Blick unruhig zwischen Publikum und Leinwand hin und her wandert. Präsentatoren sollten vorbereitet sein, Fragen ihres Publikums zu beantworten, vor allem, wenn es darum geht, ein neues Produkt, ein Projekt oder eine Idee zu präsentieren. Sie sollten aber nicht jede mögliche Antwort schon vorab in die Präsentation verpacken. Eine Präsentation vermittelt eine Idee. Die Präsentatoren müssen dann in der Lage sein, Fragen zu beantworten. Eventuell können Antworten auf potenzielle Fragen im Back Up „präsentationstauglich“ aufbereitet werden, aber sie sind niemals Teil der Präsentation. ...wir geben die nötige Backgroundinformation... Das soll selbstverständlich nicht heißen, dass moderne Präsentatoren ihr Publikum nur noch mit Geschichten „zutexten“ und keine harten Fakten liefern sollen. Keinesfalls. Die Fakten, wenn diese nötig sind, sollten für das Publikum auf Handouts vorbereitet sein, die das Publikum idealerweise NACH der Präsentation überreicht bekommt, damit nichts vom Auftritt der Präsentatoren ablenken kann. Wir nennen diese Dokumente „slidedocs“. Sie sehen aus wie powerpoint-slides, sind sogar manchmal im .ppt-Format erstellt. Diese Dokumente bieten die Möglichkeit, das zugehörige Slide als kleines Bild abzubilden, um leichter die Verbindung zum Gesagten herzustellen, und bieten die dahinterliegenden Daten in übersichtlicher Form (meist drei oder vierspaltig) in lesbarer Schriftgröße (9 – 11 Punkt) zusammengefasst. Uns ist klar, dass es mehr Aufwand ist, zwei Dokumente zu erstellen. Doch die Wirkung, die man damit beim Publikum und damit bei potenziellen Kunden erzielt, ist verblüffend: Aufmerksame Zuhörer folgen dem Präsentator, Energie ist im Raum, Bedürfnisse werden geweckt. Neugierde entsteht. Dass ist dann der Boden für eine gute Diskussion oder Q & A am Ende der Präsentation. Wie entsteht eine gute Präsentation? Ich werde mir zuerst klar, was ich meinem Publikum erzählen möchte. Dazu führe ich ein Brainstorming durch und sammle Ideen. Ich clustere die Ideen und formuliere meine Schlüsselbotschaft(en). Im nächsten Schritt überlege ich mir den „flow“ der Präsentation. Wie führe ich mein Publikum von meiner Ausgangssituation zu meiner Zielsituation. Wirklich erfolgreiche Präsentatoren machen das, indem sie ihr Publikum in einen permanenten Spannungszustand versetzen und sie zwischen der Komfortzone des „Wie ist es heute?“ und einem „Wie könnte es sein?“ pendeln lassen. Der so entstehende Spannungsbogen lässt in den Köpfen der Zuschauer den Wunsch nach Veränderung entstehen und sie sehen, vom Präsentator geführt, immer deutlicher das Zielbild. Meister dieses Präsentationsmusters waren Martin Luther King mit seiner berühmten Rede "I have a Dream" oder auch Steve Jobs bei praktisch jeder neuen Produkteinführung eines AppleGeräts. Dieser Spannungszustand wird durch starke Bilder und sehr wenig Text auf den slides erzeugt, die sich dann in den Köpfen des Publikums festsetzen und es so möglich machen, sich das Gesagte zu merken. Wichtig dabei ist es, das Publikum in den Mittelpunkt zu stellen und zum Helden der Geschichte zu machen. Und will man wirklich unvergesslich bleiben, plant man einen „STAR“-Moment in die Präsentation hinein. Eine Situation, die man nicht vergisst: Eines der schönsten Beispiele dazu findet sich in der „Malaria-Speech“ von Bill Gates, der ja nicht nur Gründer von Microsoft ist, sondern sich auch stark in sozialen Projekten engagiert. Er hielt eine Präsentation zum Thema Malariaprävention und im letzten Drittel der Rede hat er plötzlich ein Glas in der Hand, in dem Moskitos befinden, die er zum Entsetzen der Zuschauer mitten im Saal auslässt, während er dem Publikum sagt, dass er ihm zeigen will, wie es den Menschen in der Malariaregion geht. Bill Gates genoss die Schrecksekunde, um dann seinem Publikum zu sagen, dass diese Mücken nicht infiziert waren. Das erlösende Lachen hat sich bei diesen Zuschauern sicher so ins Hirn gebrannt, dass sie die Botschaft des Bill Gates nie mehr vergessen haben. Machen Sie es wie Bill Gates – werden Sie zum „STAR“-Presenter.
Diesen Fachartikel schrieb für Sie Mag. Birgit Fischer-Sitzwohl
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